In ganz Österreich fehlen Pflegekräfte. Und zwar viele. In der Pflegepersonalbedarfsprognose der Gesundheit Österreich GmbH vom März 2023 sind genau berechnete Zahlen aufgelistet: Um die aktuelle Versorgungs- und Betreuungssituation aufrechterhalten zu können, müssen in Österreich bis zum Jahr 2030 rund 51.100 Pflege- und Betreuungspersonen nach- oder neubesetzt werden, bis zum Jahr 2040 schon 119.900, und im Jahr 2050 sind es dann 196.400 Pflege- und Betreuungspersonen, die neu eingestellt werden müssen. Um diesen großen Bedarf decken zu können, setzen alle Beteiligten auf unterschiedliche Maßnahmen.

Sparschwein
Um mehr Menschen in Pflegeberufe zu locken, gibt es vor allem drei große Förderungen für Menschen, die sich für diese Berufsbilder entscheiden.
Getty Images

Sie werben um Pflegepersonal aus dem Ausland, rekrutieren Wiedereinsteigerinnen und versuchen im System die Effizienz zu steigern. Daneben wird auch die Lehre, Umschulung und Weiterbildung für Gesundheitsberufe hierzulande stark gefördert, um den Notstand zu abzumildern. Da es je nach Bundesland oft unterschiedliche Förderungen gibt, haben einige Länder eigene Anlaufstellen ins Leben gerufen, wo Interessenten über die finanziellen Hilfen Auskunft erhalten.

Förderungen in der Pflege

Bundesweit gibt es drei Förderungen, für Aus- und Weiterbildungen im Gesundheitsbereich. Einerseits gibt es den Pflegeausbildungszuschuss, der über die Bundesländer ausgezahlt wird. Dieser kann nur beantragt werden, wenn man keine AMS-Leistungen bezieht und eine Ausbildung in einem Gesundheitsberuf machen möchte. Zugeschossen wird eine Summe von 600 Euro im Monat. Das Gute ist, dass es keine Zuverdienstgrenzen bei dieser Förderung gibt.

Wer arbeitslos oder karenziert ist, kann das sogenannte Fachkräfte-Stipendium beim AMS beantragen, um eine Ausbildung im Bereich der medizinischen Assistenzberufe zu machen. Die Ausbildungsdauer muss mindestens drei Monate, aber weniger als drei Jahre betragen. Unis, Fachhochschulen und Fernlehrgänge werden nicht gefördert. Die Förderhöhe beträgt 38,60 Euro pro Tag. Nebenher darf man maximal 518,44 Euro verdienen.

Für Arbeitssuchende

Ebenfalls vom AMS wird seit Jänner 2023 das Pflegestipendium für Arbeitssuchende angeboten. Aber Achtung: Für dieses Stipendium muss man das 20. Lebensjahr bereits vollendet haben. Die Förderhöhe für 2024 liegt hier bei 1536 Euro monatlich. Gefördert werden Ausbildungen zur Pflegeassistenz, Pflegefachassistenz und Sozialbetreuungsberufe.

Auch im schulischen Bereich wurden neue Wege eingeschlagen. 2020 startete ein Pilotversuch für Pflegeausbildungen an berufsbildenden mittleren und höheren Schulen. Es wurde nun fix in das Regelschulprogramm übernommen. Mit einem Abschluss an einer höheren Lehranstalt für Pflege und Sozialbetreuung darf man unmittelbar in Pflegeassistenz- oder Sozialbetreuungsberufen beginnen zu arbeiten.

Lehre und Bildungskarenz

Seit Herbst letzten Jahres ist es ebenfalls möglich, in bestimmten Einrichtungen eine Lehre zur Pflegeassistenz oder Pflegefachassistenz zu machen. Hat man diese drei- bis vierjährige Ausbildung abgeschlossen, ist man dafür qualifiziert, an einer Fachhochschule sich zur diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegerin ausbilden zu lassen.

Wer aber schon dem Schulalter entwachsen und momentan in einem aufrechten Arbeitsverhältnis ist und sich umorientieren möchte, kann für die Dauer der Ausbildung (mindestens zwei und maximal zwölf Monate innerhalb von vier Jahren) in Bildungsteilzeit oder Bildungskarenz gehen. Das Geld entspricht der Höhe des Arbeitslosengeldes.

Werben um Mediziner

Es gibt nur wenige konkrete Zahlen, wie viele Ärzte in Österreich genau fehlen werden in den kommenden Jahren. Klar ist aber, dass die Pensionierungswelle auch hier spürbar sein wird. Deswegen werben einige Bundesländer und Institutionen mit Geld um den ärztlichen Nachwuchs.

Sowohl in Tirol als auch in Vorarlberg beispielsweise bekommt man 1000 Euro monatlich, wenn man sich danach für einige Jahre verpflichtet, im öffentlichen Gesundheitsdienst der Länder tätig zu sein. Auch der Wiener Gesundheitsverbund lockt mit 1000 Euro monatlich, 14-mal im Jahr, wenn man danach mindestens acht Jahre für diesen Arbeitgeber im Dienst ist. Auch die ÖGK vergibt ebenfalls 1000 Euro monatlich an insgesamt 13 Medizinstudierende, wenn sie danach für die ÖGK als Allgemeinmedizinerin oder Facharzt arbeiten.

Elisabeth Rappold ist sich sicher, dass trotz der Bemühungen auf dem aktuellen Stand der Personalmangel im Gesundheitsbereich nicht nur durch die jetzigen Maßnahmen gelöst werden kann. Sie erstellte die obengenannte Pflegepersonalbedarfsprognose. "Um den Bereich grundsätzlich zu entlasten, wird es notwendig sein, noch mehr in die Prävention und den Erhalt der Gesundheit – solange es möglich ist – zu investieren", sagt Rappold. (Natascha Ickert, 7.5.2024)