Die Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien will beim Finanzmedium "Börsianer" einsteigen. Bei der Wettbewerbsbehörde BWB hat der Finanz- und Industriekonzern einen Zusammenschluss angemeldet. Raiffeisen will demnach 25,1 Prozent der Anteile an der Wayne Financial Media übernehmen. Bis 24. Mai können noch Einwände gegen den Zusammenschluss bei der BWB vorgebracht werden.

"Börsianer"-Blog und Magazinausgaben. Raiffeisen will nun mit 25,1 Prozent einsteigen.
derboersianer.com Screenshot

Die Wayne Financial Media beschreibt sich auf ihrer Website als "unabhängiger Finanzverlag mit Sitz in Wien, Österreich". Die Anteile gehören seit Jahreswechsel zur Gänze Michael Berl, der das Medium 2008 zusammen mit dem langjährigen Herausgeber und Chefredakteur Dominik Hojas mitbegründet hat. Hojas teilte seinen Abschied vom "Börsianer" Anfang Jänner 2024 mit, den er damals etwas vage mit "neuen Herausforderungen" begründete. Hojas hielt bis dahin 51 Prozent an Wayne Financial Media.

"Medienbeteiligungen weiterentwickeln"

Den "Börsianer" gibt es in vielen Erscheinungsformen, vom Blog und Events bis zum Magazin. Im Sommer 2023 war etwa ein großes Interview mit Raiffeisen-Holding-Generaldirektor Michael Höllerer als "Der Bauherr" über die Zukunft der Raiffeisen-Holding Wien-Niederösterreich die Coverstory des Heftes.

Höllerer hat schon mehrfach erklärt: "Wir wollen unsere Geschäftsfelder Bank, Agrar, Infrastruktur und Medien weiterentwickeln. Wir probieren neue Dinge, die Holding soll eine aktive Beteiligungsholding sein."

Raiffeisen ließ auf STANDARD-Anfrage am Dienstag dazu verlauten: "Medienbeteiligungen sind ein wesentliches Geschäftsfeld der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien. Diese Investition ist ein Teil der neuen Wachstumsstrategie. Die Beteiligung von 25,1 Prozent an der Wayne Financial Media GmbH stellt – vorbehaltlich der Genehmigung durch die Bundeswettbewerbsbehörde – eine Investition in die Zukunft dar, dient aber auch der Stärkung des Unternehmertums."

Interesse an "Kurier"-Anteilen von Benko und Funke

Raiffeisen übernahm etwa 2023 vom niederösterreichischen Bauernbund den Agrarverlag ("Bauernzeitung", "Holzkurier"). Spekuliert wurde in den vergangenen Monaten auch über eine mögliche Beteiligung am "Exxpress", bisher haben sich diese Spekulationen nicht erkennbar materialisiert.

Raiffeisen Niederösterreich-Wien hält eine knappe Mehrheit am "Kurier" und hat Interesse bekundet, weitere Anteile an dem Medienunternehmen zu übernehmen, die bisher bei René Benkos Signa-Holding, sie hat Konkurs beantragt, und bei der deutschen Mediengruppe Funke liegen.

Der "Kurier" besitzt gemeinsam mit der "Kronen Zeitung" Österreichs größten Zeitungsverlagskonzern Mediaprint. Die "Krone"-Anteile von Funke und Signa will Familie Dichand zurückkaufen, die die übrigen 50 Prozent an der "Krone" hält.

Möglich wäre bei einem Kauf der Funke/Signa-Anteile eine wechselseitige Beteiligung von Raiffeisen an der "Krone" und von Dichands am "Kurier" – so die Wettbewerbsbehörden einem solchen Deal der ohnehin in der Mediaprint verbundenen Zeitungen zustimmt.

Vorerst muss sich die BWB mit einem deutlich kleineren Mediendeal befassen – Raiffeisens Einstieg beim "Börsianer". Laut "Horizont" will Raiffeisen mit 25,1 Prozent auch beim Medienprojekt "hektar" einsteigen. (fid, 7.5.2024)