Die Medienbehörde Komm Austria hat die erste Qualitätsjournalismusförderung vergeben. Rund 18,5 Millionen Euro sind unter Textmedien verteilt. Eine eingehendere Prüfung der EU-Kommission verzögerte den Beschluss der neuen Förderung bis ins Vorjahr. Deshalb wurde nun nachträglich eine für 2023 vorgesehene Förderung vergeben. Eine weitere Tranche der mit rund 20 Millionen Euro dotierten Förderung für 2024 soll in den nächsten Wochen verteilt werden.

Printmedien und textbasierte Onlinemedien können die neue Qualitätsjournalismusförderung bekommen.
Printmedien und textbasierte Onlinemedien können die neue Qualitätsjournalismusförderung bekommen.
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"Exxpress" abgelehnt

Eine Reihe von Förderanträgen wurde abgelehnt, darunter etwa Beilagen/Magazine, die – etwa bei Österreich – dem Haupttitel zugerechnet wurden, ebenso etwa bei Kurier und STANDARD. Auch ein Antrag von Oe24 wurde abgelehnt und dem Onlinemedium Österreich/Oe24 zugeordnet.

Ein Förderantrag des Onlinemediums Exxpress wurde unter Verweis auf einen Punkt der Förderrichtlinien abgelehnt. Dieser Punkt lautet: "Die Förderungswerber oder Förderungswerberinnen dürfen sich im Zeitpunkt der Einreichung des Förderansuchens nicht in 'Schwierigkeiten' im Sinne von Art. 2 Z 18 AGVO befinden, und es darf weder zum Zeitpunkt des Ansuchens ein Insolvenzverfahren eröffnet worden sein noch dürfen die in der österreichischen Rechtsordnung vorgesehenen Voraussetzungen für die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens auf Antrag der Gläubiger erfüllt sein."

Abgelehnt wurden etwa auch Anträge von Spezialmagazinen von Autorevue bis Yachtrevue der VGN-Magazingruppe, von Chef Info, weil sie keine General-Interest-Titel sind, und das Vor-Magazin als Kundenmagazin.

Wer bekommt wie viel unter den Tageszeitungen?

Rund 11,5 Millionen Euro dieser ersten Qualitätsjournalismusförderung gingen an Tageszeitungen (inklusive Webseiten und teilweise auch Beilagen). Wer bekam wie viel in diesem Segment? Das zeigt dieses Chart für den Tageszeitungssektor:

Falls Sie sich - wie wir - fragen, warum die Neue Vorarlberger Tageszeitung (Russmedia) exakt 6,34 Euro aus der Qualitätsjournalismusförderung bekommt: Wenn Zeitungen oder Magazine Ausgaben (gedruckt oder als Epaper) Schulen zur Verfügung stellen, bekommen sie höchstens 20 Prozent des offiziellen Verkaufspreises für diese Exemplare als Leseförderung vergütet. Bei der Neuen Vorarlberger kommen die 6,34 Euro aus dieser Leseförderung. Die Leseförderung wurde 2022 noch mit der Presseförderung ausgeschüttet und gegengerechnet.

Wer bekommt wieviel unter den Wochenzeitungen?

Eine erste Auswertung der Förderung für Wochenzeitungen, Titel der RMA zusammengefasst. Ein Teil der Wochentitel gehört Medienhäusern mit Tageszeitungen - wie Tips der Wimmer Holding (Oberösterreichische Nachrichten), Salzburger Woche der Dasch-Gruppe (Salzburger Nachrichten), Profil dem Kurier, die RMA der Styria (Kleine Zeitung, Die Presse) und der Moser Holding (Tiroler Tageszeitung), der auch die von der RMA vermarktete Bezirksrundschau Oberösterreich gehört. Auswahl: mehr als 100.000 Euro Förderung.

Magazin-Förderung: "Weekend" vor "Woman"

In der Kategorie Magazine erhielt die Gratiszeitschrift "Weekend" der Lengauer-Mediengruppe mit 196861,09 euro die höchste Förderung, "Woman" aus der VGN erhielt 184224,65 Euro, "Trend" aus der VGN 105.215,71, der "Gewinn" (Wailand & Waldstein) bekam 50.426,99 Euro Qualitätsjournalismusförderung.

Zwei Onlinemedien gefördert

Nur zwei Onlinemedien schafften die Förderkriterien der Medienbehörde und erhielten Qualitätsjournalismusförderung. salzburg24.at, zweites Onlinemedium der Dasch-Gruppe (Salzburger Nachrichten) bekam 86.123,6 Euro. 5min.at im Mehrheitsbesitz der Kärntner Unternehmerin und Journalisten Yvonne Schmid-Berger erhielt 97591,76 Euro.

Österreichs Medienförderungen

Die Qualitätsjournalismusförderung wird vor allem nach der Zahl journalistischer Arbeitsplätze vergeben, zusätzliche Bonuszahlungen gibt es etwa für Redaktionsstatute, Qualitätssicherungssysteme, Frauenförderprogramme. Sie geht an Printmedien und Onlinemedien und ergänzt die Digitaltransformationsförderung für klassische Medien sowie die bestehende Presseförderung (für Kauftages- und Wochenzeitungen). Teile der Presseförderung – etwa Förderung von Korrespondentinnen und Korrespondenten, Leseförderung, Förderung für Presseklubs, Journalismusausbildung – wanderten von der Presseförderung in die Qualitätsjournalismusförderung.

Gefördert werden von der Republik auch kommerzielle und nicht kommerzielle Privatsender, Fernsehproduktionen – jeweils mit zwischen rund acht und 20 Millionen Euro pro Jahr, insgesamt mehr als 75 Millionen Euro für private Anbieter. Die höchste öffentliche Beihilfe für Medien sind rund 700 Millionen Euro jährlich über den ORF-Beitrag für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der zugleich Österreichs mit Abstand größtes Medienunternehmen ist. (Harald Fidler, 7.5.2024)