ESC Irland
Zum Geheimfavoriten mauserte sich im ersten ESC-Halbfinale der irische Beitrag.
EPA/JESSICA GOW

Der Eurovision Song Contest ist in Schweden Straßenfeger und Volksfest. Über 80 Prozent des TV-Publikums folgen den Wettbewerb alljährlich. Doch angekündigte Demonstrationen trüben die Freude in Malmö. Die Begeisterung, wie sie voriges Jahr in der gesamten Stadt Liverpool zelebriert wurde, sucht man vergebens. In der Arena ging es aber friedlich und fröhlich zu.

Mit Kroatien und der Ukraine qualifizierten sich zwei Beiträge fürs Finale, die als Mitfavoriten für den Gesamtsieg gelten. Baby Lasagna beeindruckt mit seiner Migrationsgeschichte über einen jungen Mann, der seinen Bauernhof verlässt, um in die weite Welt zu ziehen. Dass Rim Tim Tagi Dim ein perfekt mitsingbarer Techno-Metal-Stampfer ist, trägt mit zum Erfolg bei. Bei den Buchmachern liegt er auf Platz eins.

Die Ukraine schickt mit der Sängerin Jerry Heil und Rapperin Alyona Alyona ein Frauenduo, das über die Kraft von Frauen in schwierigen Zeiten singt. Der Song Teresa & Maria – gemeint sind Mutter Teresa und die Heilige Jungfrau – wäre auch ohne Solidaritäts-Votes vorne dabei.

Geheimfavorit Irland

Zum Geheimfavoriten mausert sich der irische Beitrag. Den Hexensabbat Doomsday Blue von Bambie Thug hatte vor einigen Wochen niemand auf der Rechnung. Zu wirr klangen die Stilbrüche zwischen Gothic und sanften Klängen. Doch die kreative Inszenierung in Malmö katapultiert Bambie Thug in den Wettquoten weit nach vorne.

Luxemburg nahm 1993 das letzte Mal am Song Contest teil. Die Rückkehr mit der in Israel geborenen Sängerin Tali und ihrem Song Fighter ist gelungen. Ebenfalls qualifizieren konnte sich generischer Pop aus Zypern, Serbiens Teya Dora kam mit ihrem Gesang über die nationale Blume Ramonda weiter, und Litauen wusste mit Dance-Pop zu überzeugen: Silvester Belt singt auch im Finale sein Luktelk.

Raiven aus Slowenien singt normalerweise in der Oper in Ljubljana. Sie nahm Choreografen und Tänzer aus der Oper mit nach Malmö und mit ins Finale. Die Blödelei aus Finnland mit dem Windows95Man und Portugals intensive Ballade Grito von Iolanda haben sich ebenfalls qualifiziert.

Kaleen tritt am Donnerstag auf

Etwas überraschend kam das Aus für Australien. Das Elektro-Duo Electric Fields konnte nicht genug Anrufer überzeugen. Dasselbe Schicksal ereilte Aserbaidschan, Island, Polen und Moldau.

Zum ersten Mal dürfen die fürs Finale gesetzten Acts – Titelverteidiger und Big 5 – ihre Songs in voller Länge vortragen. Und so wissen wir, dass Deutschland die Bühne abfackelt und eher wenig Chancen auf den Sieg haben wird. Popstar Olly Alexander, bekannt bisher als Years & Years, erinnert musikalisch an die Pet Shop Boys und inszeniert sich queer in einer erotischen Locker-Room-Fantasie. Schweden schickt norwegische Zwillinge ins Rennen, glattpoliert, wie Schwedenpop so ist – und sehr an Salvea mea von Faithless erinnernd.

Am Donnerstag geht das zweite Semifinale mit der österreichischen Kandidatin Kaleen über die Bühne. (Marco Schreuder, 8.5.2024)