Mehrere Personen stehen in einer Gruppe vor der Synagoge
Feuerwehrleute stehen vor der Synagoge in der Stadt Rouen.
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Seine Stadt sei "bestürzt und schockiert", erklärte der Bürgermeister von Rouen, Nicolas Mayer-Rossignol. Kurz vor sieben Uhr war ein Mann auf das Dach der zu dem Zeitpunkt leeren Synagoge der Normandie-Metropole gestiegen. Von dort aus versuchte er, das jüdische Kultusgebäude in Brand zu stecken, wie der Staatsanwalt in einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz ausführte.

Täter erschossen

Ihm zufolge hatte die alarmierte Polizei bei ihrem Eintreffen festgestellt, dass Rauch aus den Fenstern der Synagoge trat. Sie forderte den Mann auf, sich zu ergeben, doch dieser warf eine Eisenstange auf sie. Wieder auf dem Boden, griff er die Ordnungshüter mit einem langen Küchenmesser an. Ein Polizist machte, so der Staatsanwalt, nach einer weiteren Aufforderung von seiner Dienstwaffe Gebrauch und streckte den angreifenden Brandstifter mit fünf Schüssen nieder. Er verstarb noch am Tatort.

Innenminister Gérald Darmanin dankte den Einsatzkräften. Wie die Synagoge überwacht war, blieb zunächst unklar. Seit der Attacke der Hamas auf Israel im vergangenen Oktober lassen die französischen Behörden Synagogen durch bewaffnete Polizei- oder Armeekräfte bewachen. Der Vorsteher des jüdischen Konsistoriums Frankreichs, Elie Korchia, dankte den Ordnungshütern, dass sie am Sabbat "in der Nähe" der Synagoge gewesen seien und mit ihrem raschen Eigreifen ein größeres Drama verhindert hätten.

Brandschäden in der synagoge
AFP/LOU BENOIST

Vertreter der jüdischen Gemeinschaft befürchten seit dem Hamas-Angriff und dem israelischen Gegenantriff auf Gaza ein Übergreifen der nahöstlichen Gewalt auf die Banlieue-Viertel Frankreichs. Auch an den französischen Universitäten dauern die Spannungen und Konflikte zwischen propalästinensischen und jüdischen Studenten an.

Staatsanwaltschaft prüft

Bei dem Täter handelt es sich laut Justizangaben um einen 29-jährigen Algerier. Ein Gericht hatte sein Bleibegesuch abgewiesen, ein Einspruch dagegen war aber anhängig. Die Staatsanwaltschaft prüft, ob sie den Tatbestand als Terroranschlag einstufen soll. 2016 hatten in Saint-Etienne-en-Rouvray, einem Vorort von Rouen, zwei Islamisten Kirchgänger als Geiseln genommen und den Priester getötet.

Dieser Anschlag hatte in einem Kontext massiver Spannungen stattgefunden, nachdem in den Vormonaten bei den schweren Terroranschlägen von Paris und Nizza mehrere hundert Menschen ums Leben gekommen waren. (Stefan Brändle aus Paris, 17.5.2024)