Staubsaugender Vater
Der Griff zum Staubsauger ist keine typische Handbewegung österreichischer Männer: Die Rollenverteilung wird oft mit dem ersten Kind vorgezeichnet.
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Die Beweislast ist erdrückend: Geht es nach den in unzähligen Statistiken ausgebreiteten Zahlen, dann haben viele Frauen gute Gründe, ihrem Mann den zum Muttertag überreichten Blumenstrauß um die Ohren zu hauen. Die unbezahlte Arbeit im Heim und am Herd bleibt hierzulande weitaus stärker an Müttern hängen als in vergleichbaren Ländern. Schweden etwa ist, wie eine aktuelle Studie zeigt, in Sachen Gleichberechtigung Lichtjahre voraus.

Ursache ist eine fest eingeübte Rollenverteilung, zu der Paare oft mit dem ersten Kind finden. Geht der Vater nicht oder nur in homöopathischem Ausmaß in Karenz, ist der Weg in vielen Fällen bereits vorgezeichnet. Er arbeitet Vollzeit oder mehr, sie beschränkt sich auf Teilzeit – und schupft nebenbei Kinder und Haushalt. Der Preis ist die Aufgabe eigener beruflicher Ambitionen, nach Scheidungen droht die finanzielle Misere.

Ausreden gelten nicht

Folge einer stockkonservativen Familienpolitik? Dieser Vorwurf hat für viele Jahre Berechtigung gehabt, ist aber in der jüngeren Vergangenheit so nicht mehr haltbar. Verschiedene Regierungen haben nicht nur in Kinderbetreuung investiert, sondern auch Anreize für mehr Engagement der Männer bei der Kinderbetreuung gesetzt.

Seit das einkommensabhängige Kindergeld 80 Prozent des Letzteinkommens beziehungsweise 2300 Euro im Monat garantiert, fällt die Ausrede flach, eine Familie könne sich den Verdienstausfall des besser verdienenden Vaters partout nicht leisten. Einen Partnerschaftsbonus gibt es ebenso wie eine Regelung, die eine volle Karenzzeit nur unter Beteiligung beider Elternteile zulässt. Trotzdem muss man Väter in Karenz beinahe mit der Lupe suchen. Ums Geld allein kann es also nicht gehen.

Was sehr wohl eine Rolle spielt, kann jeder erfahren, der in die Arbeitswelt hineinhört. Vorbildliche Betriebe ausgeklammert, stößt man auf ein Sammelsurium an Ausflüchten, Logiken und unterschwelligen Geboten, die immer nur für die Väter, nie aber für die Mütter gelten.

Mancher Arbeitgeber wähnt sich schon als fortschrittlich, wenn er seinen männlichen Bediensteten großzügig zwei Wochen Karenz "ermöglicht"; andere machen gleich unmissverständlich klar, dass das, worauf Mann eigentlich Rechtsanspruch hat, unerwünscht ist. Nicht selten rennen sie bei Beschäftigten dabei offene Türen ein. So mancher entwickelt in vorauseilender Dankbarkeit für eine gute Entschuldigung plötzlich ungeahntes Verständnis für die Belange des Unternehmens: Der arme Chef müsste dann ja Ersatz suchen.

Die Politik stößt da an ihre Grenzen. Regierungen können Bewusstseinskampagnen lancieren, Anreize nachschärfen – und hoffen, dass die Signale einen Bewusstseinswandel auslösen. Der Weg ist weit. Denn wenn mehr als die Hälfte einen Vollzeitjob der Frau für schädlich für das Familienleben halten, liegt ein Schluss nahe: Die Masse der Bevölkerung scheint in dieser Frage konservativer zu sein als die Politik. (Gerald John, 7.5.2024)